Außergewöhnlicher Umbau: Freiburger Kirchturm wird zum Ort für Kunst, Architektur und Design
Der einstige Kirchturm in Freiburg-Zähringen wäre fast in Vergessenheit geraten. Dass der Turm trotzdem noch da ist und heute sogar für Besucher seine Türen öffnet, ist einem ehrgeizigen Umbau- und Sanierungsprojekt zu verdanken.
Moderne Kirchenarchitektur: Brutalismus statt sakraler Zierde
Der freistehende Turm gehörte ursprünglich zur Kirche St. Elisabeth, die in den Jahren 1962 bis 1965 im Stil des Brutalismus erbaut wurde. Mit der rohen, unverputzten Betonkonstruktion hat der Kirchenarchitekt Rainer Disse ein Paradebeispiel für diesen Baustil geschaffen.
Auf das Wesentliche reduziert und frei von jeder Zierde widersetzt sich der Bau den klassischen Prinzipien der sakralen Architektur.
Nachdem die Kirchengemeinde im Jahr 2006 in den Nachbarort abwanderte, stand St. Elisabeth längere Zeit leer. Das Kirchenschiff wurde schließlich in ein Wohngebäude umgeformt. Der Turm musste zunächst nur seine Glocke hergeben: Die 600 Kilogramm schwere „Cecilia“ läutet nun in Tansania.
„Die Bewahrung der Schönheit“
Neues Leben sollte der verwaiste Kirchturm erst bekommen, als ihn Ingrid Maria Buron de Preser im Jahr 2014 entdeckte. Die Filmarchitektin und Designerin war sofort Feuer und Flamme und suchte nach neuen Nutzungsmöglichkeiten. Schnell kam die Idee, die rund 200 Quadratmeter des Turms für Menschen zu öffnen.
Ausstellungen, Lesungen und Empfänge sollten den Kirchturm wiederbeleben, ohne dessen ursprüngliche Bestimmung und die subtile Qualität des Baustils zu zerstören. „Die Bewahrung der Schönheit“ nannte die Bauplanerin das Umbau- und Sanierungsprojekt. Die Stadt, Landesdenkmalbehörde und Gemeinde waren schnell überzeugt. Zwei Jahre dauerten die Vorarbeiten. Nach weiteren zwei Jahren Planung konnte der Umbau im August 2018 beginnen.
Umbauprojekt mit schwerem Gerät und viel Ehrgeiz
Der monolithische Quader des Kirchturms mit einer Grundfläche von sieben mal sieben Metern und 22 Metern Höhe war ursprünglich fensterlos. Lediglich in der Glockenstube brachten vier schmale Öffnungen Licht ins Dunkel. Ein Spezialbetrieb verwandelte die Spalten in 40 Zentimeter breite, bodentiefe Fenster.
Auch in den darunter liegenden vier Stockwerken wurden 7,5 Meter lange Stelen aus den massiven Betonwänden geschnitten und Fenster eingesetzt. Ebenso knifflig gestaltete sich die Sanierung des Treppenschachts, der die Statik des Turms veränderte und deshalb an anderer Stelle Ausgleichsmaßnahmen erforderte. Viele weitere Fachhandwerker rückten an, dämmten die Räume, schliffen Böden, installierten Elektrik- und Sanitäreinrichtungen.
Betonbau als Hülle für ein grünes Refugium
Das Ergebnis der knapp einjährigen Umbau- und Sanierungsarbeiten ist bemerkenswert. In der Erdgeschosskapelle dominiert noch immer ein schmuckloser Altarstein das Bild, der von Betonwänden und 1,5 mal 1,5 Meter großen Marmorfliesen umrahmt wird. Daneben befinden sich nun eine kleine, offene Küche, ein Sanitärräum und der Zugang zum Treppenhaus.
In den ersten drei Stockwerken sind je 40 Quadratmeter große Gästezimmer entstanden. Auch hier lenkt die spärliche, sorgsam ausgewählte Möblierung die Aufmerksamkeit unmittelbar auf die umliegende Natur. Die Zimmer sollen Refugien für Menschen sein, die zur Ruhe kommen möchten. Es sind Wohn- und Arbeitsorte auf Zeit.
Himmelsnahes Design-Highlight: Gyrofocus-Kamin statt Glocke
Trotz der vielen Umbauten hat auch die Glockenstube ihre Atmosphäre bewahrt. In dem überstreckten Raum trennen acht lichte Meter den dunklen, glattgeschliffenen Betonboden von der Decke. Betont wird diese vertikale Ausrichtung von einem 7,5 Meter langen Rauchrohr, das in einer offenen, freihängenden Feuerstelle endet.
Obwohl der futuristische Holzofen an die südliche Wand gerückt ist, verleiht er dem Raum einen Mittelpunkt. Im August 2019 fanden die Umbau- und Sanierungsarbeiten ihren vorläufigen Abschluss. Fertig ist das Projekt aber noch nicht.
Auf dem Flachdach soll eine Terrasse entstehen, die nicht nur begehbar ist, sondern auch bepflanzt werden kann. Dieses Hochbeet wird in Freiburg Urban Gardening der besonderen Art ermöglichen.Eckdaten zum Projekt
Planung und Bauherrin: Ingrid Maria Buron de Preser
Fotos: Martin Baitinger, Böblingen
Nutzungsrechte: Focus Création - Atelier Dominique Imbert
Focus-Modell: Gyrofocus von Focus Création, Atelier Dominique Imbert, Frankreich
Wie gefällt Ihnen der neue, alte Kirchturm in Freiburg? Was beeindruckt Sie an dem Umbauprojekt am meisten? Wir freuen uns auf Ihre Meinung.
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