Rückbesinnung auf das Wesentliche: Eine Jurte als Wohnhaus
Ein Haus am See wird verbunden mit Ruhe, Natur, Inspiration. Aus diesem Grund gilt ein solches Zuhause für viele als Traumvorstellung. Auch ein junges Paar aus der slowakischen Hauptstadt Bratislava hatte diesen Wunsch – ihnen schwebte aber bei ihrem persönlichen Bautraum etwas ganz Besonderes vor: Inspiriert von der Zeltstadt auf dem amerikanischen Burning Man Festival stellten sie sich ein kreisrundes Heim vor – mit einer Bauweise, die eine gewisse Leichtigkeit, eben die eines Zeltes, ausstrahlen sollte.
Ein passendes Vorbild war für den ausführenden Architekten Peter Jurkovič die Jurte: eine traditionelle Behausung mongolischer Nomaden. Über mehrere Holzgitter werden Tücher und Filz zu einem Zelt gespannt. Wesentlich ist neben der runden Grundform der temporäre Charakter: Eine klassische Jurte kann innerhalb kürzester Zeit abgebaut und transportfähig verpackt werden.
Vom Zelt zur modernen Unterkunft: Die Jurte als Wohn(t)raum
Ein runder Raum hat etwas Beruhigendes und lädt zugleich zu einem minimalistischen Lebensstil ein – schon aus praktischen Gründen: Etwas an die Wände zu stellen oder zu hängen, ist in einer Jurte schwierig bis unmöglich. Nicht zuletzt diese Rückbesinnung auf das Wesentliche macht die Jurte als Wohnhaus auch außerhalb der Mongolei interessant.
„Ein runder Raum hat eine besondere Qualität“, so Jurkovič. „Man nutzt ihn anders, und man richtet ihn anders ein.“
Diese spezielle Atmosphäre entspricht der Intention des Bauherrenpaares: Das Haus soll nicht nur als privater Rückzugsort dienen, sondern den Besitzern auch ausreichend Freiraum für inspirierende Workshops oder Meetings bieten.
Peter Jurkovic – der Meister minimalistischer Raumlösungen
Der junge Architekt gründete sein Studio JRKVC 2013 in Bratislava. Gemeinsam mit seinem Team widmet er sich vor allem dem „kleinen Raum“ und hat sich dort mit genialen Gestaltungslösungen einen Namen gemacht: Maximale Wohnqualität auf minimalem Platz – so könnte man seine Devise zusammenfassen. Mit viel Feinsinn und einem Gespür für die jeweilige Umgebung zählen seine Projekte zu den spannendsten der slowakischen Architekturszene.
Das Runde muss ins Eckige: Wie eine Jurte zum Wohnhaus werden konnte
„Das Hauptproblem an einem runden Haus ist“, erklärt Jurkovič, „dass man all die nötigen Grundfunktionen – Küche, Bad, Schlafräume und so weiter – normalerweise in Nebengebäude auslagern muss. Oder das Ganze wird riesengroß.“ Nebengebäude kamen aus konzeptionellen Gründen nicht in Frage. Andererseits waren dem Rundbau aber durch das recht schmale Grundstück enge Grenzen gesetzt. Was also tun?
Die Lösung des Architekten ist ebenso pragmatisch wie genial: Er verpackte den runden Raum in einer quaderförmigen Box:
Die hierbei entstandenen „toten Ecken“ konnten nun all jene Funktionen aufnehmen, die man in einem Wohnhaus nicht missen möchte – ohne dass sie das einzigartige Raumerlebnis beeinträchtigen: So finden sich jetzt in einer der Ecken hinter einer Schranktür zwei Stockbetten, in einer anderen eine Küchenzeile, die man ebenso mittels einer Lamellenwand verschwinden lassen kann.
Holzgitter und Außenhülle: Sichtbare Parallelen zum Vorbild Jurte
Während Jurkovič den Großteil der Ausstattung selbst entworfen hat, stammen die zentralen Möbelstücke im Wohnraum aus der Feder der Bauherren selbst. Die Besonderheit: auch sie sind rund. Ein großer flacher Tisch samt passender Poufs steht als Herzstück des Hauses zentral unter dem ebenfalls kreisförmigen Dachfenster. Außer einem Kamin findet sich, passend zur minimalistischen Ausrichtung, kaum etwas im Raum.
Ist auch die klassisch runde Form einer Jurte von außen nicht mehr erkennbar, zeigen doch das offene Holzgitter sowie die Umhüllung mit schwarzer Baufolie eine deutliche Parallele zum Vorbild. Ein richtiges Fundament war für das Projekt „AnuAzu“ übrigens nicht nötig: Der Bau steht auf einem Bett aus kiesähnlichem Pressglas.
Eine Jurte als Wohnhaus: Wie sieht es damit in Deutschland aus?
Bei der Verwirklichung dieses alternativen Wohntraumes stellt sich nicht zuletzt auch eine ganz praktische Frage: Braucht man für eine solche Jurte in Deutschland eine Baugenehmigung? Ein normales Zelt darf man schließlich auch „einfach mal so“ im Garten aufstellen. Tatsächlich kommt es – wie so oft – auf die jeweiligen Umstände an.
Prinzipiell kann man aber sagen: Ja, eine Genehmigung ist meist nötig.
Erst recht, wenn die Absicht besteht, tatsächlich in der Jurte zu leben. Eine Abstimmung mit den zuständigen Behörden ist daher in jedem Fall anzuraten.
Grundsätzlich spielen Größe und Nutzung für die Beurteilung eine entscheidende Rolle. Nicht zuletzt kommt es hier auch auf „städtebauliche Gesichtspunkte“ an – mit anderen Worten: Fügt sich ein Bau harmonisch in die Umgebung ein oder nicht?
Leben in einer Jurte – wäre das was für Sie? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar.
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