Design als Rebellion: Ein Porträt des Künstlers Ettore Sottsass
Schon die Eröffnungs-Ausstellung in Mailand glich einer Mega-Party: Als Ettore Sottsass (1917-2007) mit jungen Gleichgesinnten 1981 die ersten Produkte ihrer Radical-Design-Gruppe „Memphis“ vorstellte, ging ein Aufschrei durch die Medienwelt. Die Besucher wankten zwischen Faszination und Entrüstung, Puristen der alten Schule fielen angesichts der schrillbunten Möbel geradezu in Schockstarre. Der damals 64-Jährige und seine kreativen Mitstreiter hatten ihr Ziel erreicht: Ihr Design erregte Emotionen.
Zwischen Kunst und Industrial Design
„Man soll die Gegenstände fühlen und nicht nur benutzen“ war einer der Leitsprüche von Ettore Sottsass.

Ein Affront gegen den „guten Geschmack“
Schon in den frühen 50er Jahren hielt Ettore Sottsass als selbstständiger Designer wenig vom rational geprägten Grundsatz „form follows function“. Er experimentierte lieber mit Keramik, Glas und Malerei, arbeitete an Schmuck-, Möbel- und Industrial Design, gestaltete Leuchten, Büro-Interieur und Ausstellungen. Als künstlerischer Leiter der New-Design-Firma Poltronova beschäftigte er sich erstmals mit Fiberglas und entwarf seine farbenfrohen „Superbox“-Schränke (1965), die er mit gestreiftem Plastiklaminat beklebte –weil er es schön fand. Sottsass hatte Freude daran, die Dinge anders anzugehen, Grundsätze zu hinterfragen und Regeln zu brechen. Er wollte hervorrufen, was der modernen Konsumgesellschaft des späten 20. Jahrhunderts aus seiner Sicht verloren gegangen war: eine Beziehung zum Design.
Design als Statement
„Wenn uns etwas retten wird, dann ist es Schönheit"
Auf die Rolle des Anti-Designers wollte sich Sottsass nicht lange reduzieren lassen. In den späten 80er Jahren kehrte er zu der Disziplin zurück, in der er 1939 an dem Polytechnikum von Turin sein Studium abgeschlossen hatte: der Architektur. Mit seinem Designbüro Sottsass Associati gestaltete er Showrooms für das Modelabel Esprit, entwarf den Malpensa Airport in Mailand, konzipierte Privathäuser in aller Welt. Doch aus einer Abgrenzung zwischen Architektur, Malerei, Design und Skulptur machte sich Ettore Sottsass weiterhin nichts. Und so führte die Kundenliste des Büros schnell das Who-is-Who der internationalen Konsumgüterindustrie: von A wie Apple bis Z wie Zumtobel.100 Jahre Ettore Sottsass: Twergi kehrt zurück
Wie kaum ein anderer prägte Sottsass auch die Identität der italienischen Designfabrik Alessi – nicht nur mit seiner Essig- und Öl-Menage 5070 oder dem Porzellanset La Bella Tavola, sondern mit seiner konsequenten Linie und kritischen Sicht:
Schrill und bunt oder schlicht und praktisch? Lässt das Design in Ihrem Zuhause auch ein paar Sottsass-Einflüsse erkennen? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar.
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